In der griechischen Antike hat der Philosoph Aristoteles den Menschen als das „politische Tier“ definiert. Heute würde man ihn eher als „sitzendes Tier“ beschreiben. Wir sitzen und sitzen und sitzen. Im Büro, im Auto, im Bus, in der Bahn. Und selbst in der Freizeit sind wir immer länger vor Bildschirmen aller Art. Die Deutschen sitzen laut der „Venen-Liga“ mittlerweile rund siebeneinhalb Stunden jeden Tag.
Dabei ist der gesamte Stütz- und Bewegungsapparat des Menschen nicht fürs Sitzen gemacht und seine Wirbelsäule erst recht nicht. Zwischen den Wirbeln liegen die Bandscheiben und dienen unter anderem als Stoßdämpfer. Sie bestehen aus Bindegewebe mit einem elastischen Faserring außen und einem weichen Kern. Die Bandscheiben brauchen wie alle Körperzellen Nährstoffe, die sie sich nur verschaffen können, wenn sie regelmäßig be- und entlastet werden. Werden sie entspannt, saugen sie sich voll wie ein Schwamm, wenn sie belastet werden, geben sie wieder Flüssigkeit ab. Dazu muss sich der Mensch aber bewegen. Tut er das nicht, werden die Bandscheiben auf Dauer spröde und rissig.
Nicht nur die Bandscheiben leiden beim Sitzen, sondern auch die Rückenmuskulatur. Ist sie durch fehlende Bewegung und Beanspruchung zu schwach ausgebildet, kann sie ihre Aufgabe, die Wirbelsäule zu stabilisieren, nicht mehr erfüllen. Ähnliches gilt für die Wirbelgelenke, die die Wirbel miteinander verbinden. Übermäßiges Sitzen macht krank, denn es lässt die Gelenkkapseln schrumpfen, sie werden unbeweglich und beginnen zu schmerzen.
Die fehlende Beanspruchung beim Sitzen betrifft nicht nur die Rückenmuskulatur. Nach und nach verkümmern weitere Muskeln und der gesamte Stütz -und Bewegungsapparat wird in Mitleidenschaft gezogen. Beim Sitzen laufen zudem der Stoffwechsel und das Herz-Kreislauf-System auf Sparflamme. Dadurch steigt das Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen und Stoffwechselstörungen wie Diabetes deutlich an.
Die nächste leidende Körperregion beim Sitzen sind die Beine. Das Blut steht und versackt in den Beinvenen, die das Blut zurück zum Herz transportieren sollen, weil die natürliche Pumpe fehlt. Beim Laufen hingegen drücken die angespannten Muskeln auf die Venen, verengen sie und helfen so beim Abtransport des Blutes. Sitzen fördert geschwollene Beine, Krampfadern und kann sogar zu Thrombosen (Blutgerinnsel) führen.
Vor allem gekrümmtes Sitzen erschwert auch die tiefe Atmung. Die Bauchdecke wird eingedrückt, die Atmung wird flach und versorgt das Gehirn mit zu wenig Sauerstoff. Die Folge ist, dass man schneller ermüdet und die Konzentration abnimmt.
Obwohl die Frage „Macht uns sitzen krank?” damit mit „ja” beantwortet werden kann, ist die moderne Arbeitswelt kaum ohne Sitzen denkbar.
Dennoch kann man selbst eine Menge gegen die nachteiligen Auswirkungen unternehmen.
Hier ein paar einfache Tipps:
- Häufig die Sitzposition ändern (dynamisches Sitzen)
- Häufig aufstehen und ein paar Schritte gehen (hier können Arbeitsplatzmatten zusätzliche Unterstützung bringen)
- Kleine Venenübungen machen (Kostenloser Download «Venenfit im Beruf» von der Deutschen Venen-Liga e. V.)
- Ab und zu die Füße hochlegen
- Generell die 3L-3S-Regel beherzigen: Lieber Laufen und Liegen – statt Sitzen und Stehen
Wie Sie im Beruf richtig sitzen und so auch Rückenschmerzen vermeiden erfahren Sie in der Grafik:
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